Physik

oder: Was macht das Handy in der Salatschleuder?

In vielen Umfragen unter Schüler*innen wird das Fach Physik regelmäßig zu einem unbeliebten und schwierigen Schulfach gekürt. Am Nicolaus-Kistner-Gymnasium landete das Fach Physik im Ranking des Abiturjahrgangs 2019 ganz weit vorn. Der Deutsche Lehrerpreis in der Kategorie „Schüler zeichnen Lehrer aus“ wurde 2014 an den Physik- und Mathematiklehrer Jochen Herkert verliehen.
Wieso das so ist, können wir auch nicht erklären. Vielleicht ist es einfach so, weil wir uns bemühen.

Das Fach Physik ist einem stetigen und sich stets beschleunigenden Wandel unterworfen. Die Forschung macht immer rasantere Fortschritte und hat große Auswirkungen auf die Unterrichtsinhalte. Der damit verbundene technische Fortschritt verändert nicht nur die Unterrichtsmethoden, sondern auch die im Unterricht eingesetzte Technik für Experimente. Zum Beispiel ermöglichen drahtlose, digitale Messdatenerfassungssysteme, Messwerte „live“ zu erfassen und den vor den Schülern vorgeführten Versuch direkt auszuwerten. Dadurch steigen die Anforderungen an die Genauigkeit der Versuchsergebnisse, da die Ergebnisse nicht mehr durch eine vorgegebene Auswertung aus dem Buch geschönt werden können, sondern die Erkenntnisse und der Lernerfolg unmittelbar an den Versuch gekoppelt sind. Auch das Handy bietet durch immer neue Apps viele Möglichkeiten, dass jede*r Schüler*in individuell Versuche auswerten und physikalische Phänomene analysieren kann. Andererseits sind viele fundamentale Erkenntnisse der Physik schon einige hundert Jahre alt. Deshalb finden sich in den Schränken der Physik-Sammlung zahlreiche Holzklötze, Rollen, Seile oder Wasserräder. Wenn Isaac Newton einer Anekdote nach von einem Apfel zur Erkenntnis geführt wurde, dann reicht uns im Unterricht ein Apfel – und scharfes Nachdenken.
Moderner Physikunterricht ist für uns das Bemühen, die fundamentalen Erkenntnisse der Physik aus früheren Jahrhunderten der Forschung nachzuvollziehen, sie zu verstehen und auf den heutigen Stand der Wissenschaft übertragen zu können. Und das Bemühen, die eigene Lebenswelt verstehen und erklären zu können und daraus Schlussfolgerungen für das eigenen Handeln und die Entwicklung der Gesellschaft zu ziehen. Und daraus resultierend das Bemühen, die Zukunft gestalten zu können, indem wir die Schüler*innen befähigen, Wissenschaft und Technologie im Dienst der Menschen voran zu treiben und den Fortschritt sinnvoll zu gestalten.
Unsere Schüler*innen nehmen regelmäßig erfolgreich an Wettbewerben wie der Internationalen Physik-Olympiade oder den MNU-Schülerwettbewerben des Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts teil. Es ist schön zu sehen, dass unser Bemühen dazu führt, dass auch Schüler*innen sich bemühen.
Die Physik-Unterrichtsräume, in denen das alles entsteht, sind aus der Zeit gehoben. Vor 100 Jahren hätte niemand geglaubt, dass es kabellose Beamer geben wird. Vor 20 Jahren hätte niemand geglaubt, dass wir heute noch einen Hörsaal haben, der ein wenig an den Film „Die Feuerzangenbowle“ erinnert und den wir sehr mögen. Tradition und Moderne, die in 20 Jahren bestenfalls noch Tradition ist. In 100 Jahren wird sich ohnehin jeder wundern, dass das alles mal funktioniert hat. Vielleicht kommt es ja doch einfach darauf an, dass wir uns bemühen. Um die jungen Menschen und um den Zauber der Physik.
Und wenn Sie sich nun fragen, was das Handy in der Salatschüssel zu suchen hat: Dank seiner Beschleunigungssensoren kann das Handy auf seiner Karussellfahrt Messwerte aufnehmen. Diese Messwerte erklären zum Beispiel, warum uns der Himmel bisher noch nicht auf den Kopf gefallen ist. Und warum sich die Sonne noch lange, lange Zeit um die Erde drehen wird… Oder doch nicht?