Der Mensch zwischen Puppe und Tier

WOYZECK im großen Musiksaal des NKG am 1. März 2023

Eine Aufführung des theatermobilespiele aus Karlsruhe für die Schülerinnen und Schüler des Leistungsfaches Deutsch der KS 1 und der KS 2

Wie schafft es ein einzelner Schauspieler, mindestens fünf verschiedene Charaktere auf die Bühne zu bringen? Nicht einfach, aber einfach genial gelöst: mit Puppen. Diese Puppen verdeutlichen dann auch, wie einsam und allein der Protagonist Woyzeck ist, wie alle anderen außer ihm nur Rollen spielen und nicht daran denken, dem armen, hilflosen, geschundenen, von anderen ausgenutzten und erniedrigten und dadurch psychisch kranken Woyzeck, dem einzigen wirklichen Menschen auf der Bühne (des NKG und des Lebens), zu helfen.

Das zeigt die Inszenierung von Regisseur Thorsten Kreilos auf eindringliche Weise, genau das wird von Schauspieler Rouven Honeff noch eindringlicher auf die Bühne des großen Musiksaal des NKG gebracht.

Von Anfang an wird Woyzeck als der rastlose, gehetzte Mensch dargestellt, der im Mühlrad, im Hamsterrad stetiger Arbeit leben muss, um finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen ohne ein menschenwürdiges Leben zu haben. Dies zeigt sich auch darin, dass Woyzeck zu Beginn auf allen vieren kriecht wie ein Tier im Käfig und Kunststücke vorführen muss, wenn es andere so wollen. Denn alle anderen, seine Freundin Marie, der Tambourmajor, der Hauptmann und auch der Doctor, kreisen ihn ein, nehmen ihn gefangen, hindern ihn daran, sich zu entwickeln und frei zu sein, was symbolisch durch den Zaun, der sich immer enger um Woyzeck zieht, deutlich wird.

Schauspieler Rouven Honeff spielt die zunehmende psychische Krankheit Woyzecks, seine Paranoia, nicht nur, er (er)lebt sie auf der Bühne und die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben diese hautnah mit.  So wird das Dramenfragment von Georg Büchner, das im schriftlichen Abitur 2023 und 2024 Pflichtlektüre ist, lebendig und macht anschaulich klar, wie schmal der Grad zwischen Mensch und Tier, zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit ist – und ruft ganz im Sinne Büchners auch dazu auf, etwas an den Verhältnissen und Verhaltensweisen, die Woyzeck dazu treiben, den Mord an Marie zu begehen, zu ändern.

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