Zwischen Träumerei und Wirklichkeit – Eine Gemeinschaftsproduktion von Theater und Orchester am Nicolaus-Kistner-Gymnasium verzaubert das Publikum

„Ich bin das größte Abenteuer Norwegens!“ Mit diesem Ausruf beginnt die Lebensreise des Außenseiters Peer Gynt – eine Mischung aus Fantasie und Flucht auf der Suche nach seinem Platz in der Welt. Peer Gynt ist ein Träumer, der sich mit Lügengeschichten und Fantasien eine Welt erschafft, in der er größer und mutiger erscheint, als er tatsächlich ist. Egozentrisch und konfliktscheu entzieht er sich immer wieder jeglicher Verantwortung, auch wenn ihm sein Charme vor allem bei Frauen kurzfristige Erfolge sichert. Gleichzeitig ist er auf der Suche nach sich selbst und einer Heimat. Dem erst 12-jährigen Hauptdarsteller Tim Weinert gelingt es meisterhaft das Spannungsfeld zwischen Größenwahn, Verletzlichkeit und rastloser Identitätssuche darzustellen. Überaus differenziert und mit erstaunlicher Präzision schafft er es dem Publikum im vollbesetzten großen Musiksaal am NKG sowohl die komischen als auch die tragischen Seiten dieses schwierigen Antihelden auf durchaus liebenswerte Weise näherzubringen.

Eine besondere Stärke der Produktion ist zweifellos das Zusammenspiel von Schauspiel und Musik. Als Gemeinschaftsprojekt zwischen Theater-AG (Katrin Mai und Manuel Zin) und dem NKG Orchester (Cornelia Rau-Spitzner) in Kooperation mit dem Streicherensemble der Musikschule Mosbach (Daniela Tomas) zeugt die Aufführung von einer außergewöhnlichen künstlerischen Bandbreite der knapp fünfzig beteiligten Schülerinnen und Schüler. Das Projektorchester interpretiert die berühmte Schauspielmusik von Edvard Grieg mit großer Präzision und atmosphärischem Gespür: kraftvoll – dramatisch (,In der Höhle des Bergkönigs‘) und fein nuanciert in stilleren, poetischen Momenten (‚Solveigs Lied‘). Die Musik verbindet sich eng mit dem Bühnengeschehen und verstärkt so die emotionale Wirkung der einzelnen Szenen.

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